Triggerpunkte im Fuß: Als meine Ferse zur Hölle wurde
Der Tag, an dem mein Fuß mich hasste
Letztes Jahr im April wachte ich auf und dachte, jemand hätte mir im Schlaf einen Nagel in die Ferse getrieben. So fühlte es sich jedenfalls an. Dieser erste Schritt aus dem Bett… Leute, das war übel. Ich bin buchstäblich zusammengezuckt und erstmal zurück aufs Bett gefallen. Was zum Teufel?
Kurz überlegt. Nein, ich war gestern nicht 40 Kilometer gewandert. Nein, ich war auch nicht auf eine Glasscherbe getreten. Nichts. Einfach so – zack, Höllenschmerz.
Ich hab mich irgendwie ins Bad gehumpelt. Dachte, es würde besser werden. Wurde es auch. Ein bisschen. Bis zum Abend war’s halbwegs okay, und ich dachte: „Naja, war wohl nur so ’ne Eintagsfliege.“
Pustekuchen. Am nächsten Morgen das gleiche Theater. Und am übernächsten. Und die ganze verdammte Woche.
Nach zwei Wochen dann doch zum Orthopäden. Seine Diagnose nach gefühlten drei Sekunden Untersuchung: „Plantarfasziitis.“ Seine Therapieempfehlung: „Dehnen Sie regelmäßig und nehmen Sie diese Salbe. Das kann bis zu einem Jahr dauern.“
Ein Jahr? Ein JAHR? Das war nicht das, was ich hören wollte.
Von Quacksalbern und Golfbällen
Was macht man, wenn Ärzte einem nicht helfen? Klar – Dr. Google fragen und alle möglichen Hausmittelchen ausprobieren.
Ich hab’s mit allem versucht. Echt mit allem:
- Eiswürfel unter dem Fuß rollen (sau kalt und hat nix gebracht)
- So komische Einlagen aus der Apotheke (teuer und hat nix gebracht)
- Irgendwelche Dehnübungen aus YouTube (hat sogar mehr weh getan)
- Fußbäder mit Salz (hat gut gerochen, mehr aber auch nicht)
Nach einem Monat war ich kurz davor, mir den Fuß abzusägen. Da bin ich in irgendeinem Forum über diesen Begriff gestolpert: „Myofasziale Triggerpunkte“. Klingt erstmal nach esoterischem Quatsch, oder? Dachte ich auch.
Aber dann hab ich weitergeleresen. Anscheinend sind das kleine verhärtete Stellen im Muskel, die richtig fies ausstrahlen können. So wie’n Nerv, auf dem man ständig rumkaut.
Und weil ich verzweifelt war, hab ich mir einen Golfball gekauft. Keinen teuren. So einen aus dem Drei-Euro-Laden. Nicht mal’n richtiger Golfball, eher so’n Plastikding für Kinder.
„Autsch“ bedeutet manchmal „Bingo“
Am Abend nach dem Golfballkauf saß ich auf dem Sofa, Fernbedienung in Reichweite, Bier daneben. Hab den Golfball unter meinen schmerzenden Fuß gelegt und bin bisschen rumgerollt.
Naja, und dann hab ich IHN gefunden. DEN Punkt. Mitten im Fußgewölbe, bisschen Richtung innen. Heilige Scheiße, tat das weh! Also nicht an der Ferse, sondern da, wo ich mit dem Ball draufgedrückt hab.
Ich hab’s trotzdem durchgezogen. Dieses „Autsch-du-bist-hier-richtig“-Gefühl war irgendwie… befriedigend? Kann man das so sagen? War jedenfalls so.
Am nächsten Morgen bin ich aufgestanden und… Moment mal. Der Fersenschmerz war nur noch halb so schlimm. HALB SO SCHLIMM nach EINEM Mal mit diesem blöden Ball!
Meine neue Abendunterhaltung
Tja, und so begann meine neue Abendroutine. TV an, Bier auf und Fuß massieren. Der pure Luxus, oder?
Hab dabei mehr und mehr dieser fiesen Punkte gefunden. Der Schlimmste saß im mittleren Fußgewölbe. Ein anderer unter dem großen Zeh. Und noch einer direkt an der Ferse selbst.
Nach zwei Wochen konnte ich wieder normal laufen. Normal! Ohne dieses „Oh Gott, gleich sterbe ich“-Gefühl beim Aufstehen.
Mittlerweile hab ich natürlich aufgerüstet. Neben meinem treuen ersten Golfball (ist immer noch mein Favorit) hab ich jetzt:
- So’n Igelball (tut mehr weh, bringt aber auch mehr)
- ‚Ne Faszienrolle (gut für die Wade, die zieht ja bis in den Fuß)
- Ein Holzstäbchen (für die ganz fiesen kleinen Stellen)
Meine Freunde finden’s übrigens witzig, wenn ich beim Filmabend nebenbei meinen Fuß foltere. „Da rollt er wieder“, heißt’s dann. Jo, da roll ich wieder. Besser als Schmerztabletten fressen.
Was wirklich hilft? Meine Top 3
Ein halbes Jahr später weiß ich, was funktioniert und was nicht:
- Der Golfball bleibt König. Drei Minuten pro Fuß, jeden zweiten Tag. Einfach bisschen Gewicht drauf und die Punkte suchen, die wehtun. Da 20-30 Sekunden bleiben, dann weitergehen.
- Wadendehnung ist die heimliche Heldin. Klingt komisch, aber viele Fußprobleme kommen von verkürzten Waden. Einfach vor einer Wand stehen, Fuß nach vorne, Ferse am Boden, und lehnen. 30 Sekunden halten, dreimal täglich. Hat bei mir Wunder gewirkt.
- Weniger sitzen, mehr barfuß. Klingt banal, ist aber krass effektiv. Ich geh jetzt jede Stunde mal kurz rum und hab im Garten extra ’ne Ecke mit Kies gemacht. Drüberlaufen tut weh, hilft aber irre.
Es gab Rückschläge, klar. Manchmal war’s besser, dann wieder schlimmer. Einmal dachte ich, es wäre vorbei, und dann kam alles wieder. Aber ich wusste jetzt, was zu tun war.
Ein Jahr später
Heute bin ich praktisch schmerzfrei. Nicht durch irgendwelche Wundermittel oder teure Therapien, sondern durch diesen dämlichen Plastikball und die Erkenntnis, dass meine verkrampften Fußmuskeln der eigentliche Übeltäter waren.
Ich bilde mir ein, meine Füße besser zu verstehen. Klingt vielleicht bescheuert, aber es stimmt. Ich spüre jetzt viel früher, wenn was nicht stimmt.
Mittlerweile mache ich Folgendes:
- Einmal die Woche die Fußsohlen durchrollen (vorbeugend)
- Täglich die Waden dehnen (dauert 30 Sekunden und bringt so viel)
- Regelmäßig barfuß über unterschiedliche Böden laufen
- Bessere Schuhe tragen (war teuer, lohnt sich aber)
Ach, und ich höre auf meinen Körper. Wenn’s zwickt, warte ich nicht mehr sechs Wochen, bis ich was unternehme.
Die Moral von der Geschichte?
Manchmal ist die Lösung so simpel, dass sie schon wieder lächerlich ist. Ein Drei-Euro-Ball hat mehr gebracht als all die Salben, Pillen und gut gemeinten Ratschläge.
Es ist auch ’ne Erinnerung daran, dass unser Körper ein kompliziertes System ist. Der Schmerz in der Ferse kam nicht von der Ferse – er kam von verkrampften Muskeln im mittleren Fuß.
Wenn ihr ähnliche Probleme habt: Probiert’s aus. Kostet fast nix. Und wenn’s nicht hilft, habt ihr immerhin einen Ball, mit dem ihr spielen könnt.
So, jetzt muss ich Schluss machen. Mein rechter Fuß braucht seine abendliche Massage. Nicht weil’s noch wehtut, sondern weil’s sich einfach verdammt gut anfühlt.